FC Bayern: Kovac will das Guardiola-Erbe ausbrennen

Pep Guardiola ist einer der Erfinder des Fußballs, dessen Mantra „Ballbesitz“ lautet. Ihn dominiert der Glaube daran, dass schnelle und kurze Pässe die gegnerische Defensive auseinanderreißen und so zum Erfolg führen. Im Idealfall läuft die Kugel viel, die Spieler jedoch wenig. Sie sind ihren Gegnern so auch körperlich überlegen. Das System galt als unschlagbar und die Perfektion des Fußballs. Spätestens die WM 2018 hat mit diesem Glauben jedoch brutal Schluss gemacht. Die Spiele von Deutschland und Spanien bewiesen eindrucksvoll, dass physisch starke Mannschaften mit schnellen Spielern Ballbesitz-Teams großen Schaden zufügen können. Wer viele kurze Pässe spielt, muss zahlreiche Spieler mit nach vorne nehmen, entsprechend groß ist die Kontergefahr. Niko Kovac möchte dem FC Bayern deshalb den Ballbesitz-Fußball austreiben, der durch die drei Jahre unter Guardiola untrennbar mit der DNA der Münchner verknüpft ist.

Kovac: „Die Schnellen fressen die Langsamen“
Schon Jupp Heynckes versuchte, den Münchner den Ballbesitz abzugewöhnen. Doch reichten die neun Monate nicht, in denen er den FC Bayern erneut trainierte. Das Ganze entbehrte ohnehin nicht einer gewissen Ironie: Es waren die Münchner unter Heynckes, die 2013 im Halbfinale der Champions League gegen den FC Barcelona eindrucksvoll bewiesen, das Ballbesitz allein nicht das Allheilmittel ist. Drei Monate später war der Mann Trainer, dessen Spielidee von Heynckes gerade demontiert worden war. Dem Deutschen fiel dann 2017/18 die Aufgabe zu, mit den „Aufräumarbeiten“ zu beginnen, nachdem sich Carlo Ancelotti dazu nicht in der Lage gesehen hatte.

Kovac wird direkt anknüpfen. „Die Schnellen fressen die Langsamen“, drückt er pointiert in der „FAZ“ aus. Ohne schnelle Spieler bringe Ballbesitz in der heutigen Zeit gar nicht mehr und werde bei endlosen Pass-Passagen sogar gefährlich, weil sich Räume für den Gegner öffneten, führt er weiter aus. Man benötige im modernen Fußball Spieler, „die die Fähigkeiten eines Sprinters mit denen eines Jongleurs kombinieren“, ist Kovac überzeugt. Schließlich könnten diese Spieler auch in den extrem engen Räumen, welche die Verteidigung zulässt, etwas kreieren. Verwaltung und Kräftesparen funktioniere nicht länger. Stattdessen sei Leidenschaft gefragt. Erfolgreiche Mannschaften kämpften von der ersten bis zur letzten Minute, so der 46-Jährige. Das Trainingslager des FC Bayern dürfte intensiv werden.

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